-
- Blöcke verbergen
- Volle Breite
- Feste Breite
Geändert: 29. September 2019, 11:51 Nutzer/in: Brigitte Stockinger-Hofer →
Der Begriff Natur bezieht sich auf die Umgebung - die Wälder, Ebenen, das Meer, die Berge, die Wüste – im Gegensatz zur vom Menschen geschaffenen Umwelt, wie dem Schulhof, zementierten Lagerplätzen und dicht bevölkerten Großstädten. Natur bezieht sich auch auf das "harmonische Ganze", wie es Baden-Powell genannt hat, und auf den Platz, den der Mensch in ihr einnimmt.
Wegen der großartigen Möglichkeiten, welche die Natur für die Entwicklung des Menschen bietet, stellt die natürliche Umgebung den idealen Rahmen für die Anwendung der PfadfinderInnenmethode zur Verfügung. Und in der Tat sollten die meisten Aktivitäten mit den Kindern und Jugendlichen bei den PfadfinderInnen in der freien Natur stattfinden, obwohl sie nicht immer leicht erreichbar sein wird, in der heutigen, verstädterten Umwelt.
Schon immer nutzten wir PfadfinderInnen den Lebensraum Natur für Lernerfahrungen – er bietet viele Möglichkeiten für die Entwicklung junger Menschen in physischer, intellektueller, emotionaler, sozialer und spiritueller Hinsicht. Daher sollten die meisten PfadfinderInnen-Aktivitäten in einer natürlichen Umwelt stattfinden – sie ist die ideale Umgebung für die Anwendung der PfadfinderInnenmethode. Die Nutzung der Natur, als ein Element der PfadfinderInnenmethode, beinhaltet hingegen mehr als Aktivitäten, die in der frischen Luft durchgeführt werden. Sie bezieht die Entfaltung eines konstruktiven Umgangs mit der Natur ein, wobei sie vollen Gebrauch von all den einmaligen Lernmöglichkeiten macht, die die Natur anbietet, um zur Entfaltung junger Menschen beizutragen.
Alles, was du mit den Kindern oder Jugendlichen machst, kannst du – je nach Wetter – drinnen oder draußen tun. Lernerfahrungen, die in der Natur gemacht werden, können oft sehr intensiv sein. Die Natur bietet für alle Bereiche der eigenen Entwicklung ein gutes Umfeld an.
Viele Methoden können wir den menschlichen Entwicklungsbereichen "zuordnen". Das heißt natürlich nicht, dass die Beispiele eine vollständige Liste ergeben, beziehungsweise können die meisten Methoden auch in anderen Entwicklungsbereichen eingesetzt werden.
Frische Luft, Energie tanken, körperliche Betätigung, die eigenen Grenzen und auch die Grenzen der anderen kennenlernen und vor allem viel Bewegung sind Voraussetzung für eine gesunde physische Entwicklung.
Methoden:
Klettern, laufen, springen, eine neue Sportart ausprobieren, wandern oder bei einem Geländespiel mitmachen - die Liste könnte noch viel länger sein. Deiner Fantasie und deinen Ideen sind hier - solange niemand in Gefahr gerät oder überfordert wird - fast keine Grenzen gesetzt ...
Die eigenen Sinne - hören, spüren, riechen, sehen, schmecken - schärfen und die Umwelt bewusst wahrnehmen. Situationen aus einem neuen Blickwinkel betrachten, das eigene Kraft- und Vorstellungsvermögen erweitern, für neue Situationen kreative Lösungen finden. Aus dem Wenigen, was da ist, möglichst viel machen. Das Konzept der eigenen Unabhängigkeit, der Freundschaften und die Zusammenhänge der Natur verstehen können. Das sind nur einige Aspekte, die diesen Bereich ausmachen.
Methoden:
Einen Sinnesparcours absolvieren, ein Mandala legen, die Natur beobachten, Gemüse oder Obst anpflanzen, einen Kompost bauen, eine Nachtwanderung machen, die Vielfalt der natürlichen Umgebung erfahren (Wasser, Wiese, Wald, Städte) ...
Die eigenen Gefühle und Emotionen entdecken. Den Alltag zurück lassen. Sich mit den eigenen Ängsten auseinandersetzen - für viele Kinder und Jugendlichen ist die erste Übernachtung im Pfadfinderheim oder im Zelt eine neue und manchmal auch Angst machende Situation! Die emotionale Entwicklung eines Menschen wird auf vielfältige Art und Weise beeinflusst. Schöne Erfahrungen erleichtern die Entwicklung, manchmal sind es aber auch "schwierige" Situationen, die uns "wachsen lassen".
Methoden:
Eine Wanderung oder einen Hike machen, eine Patrullenheimstunde planen, selbst neue Aufgaben bewältigen (alleine oder gemeinsam mit den anderen Kindern und Jugendlichen), als RaRo die Wache erleben, die Stärke der kleinen Gruppe verstehen - die Gruppe ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied, über den eigenen Tellerrand schauen, etwas Neues ausprobieren ...
Abseits der vom Menschen erschaffenen Umwelt (zum Beispiel auf einem Lager) sich und die anderen besser kennenlernen und die eigenen Stärken und Schwächen erkennen. In Interaktion miteinander treten, sich selbst verpflegen, ohne das Gewohnte und die Bequemlichkeit (kein Strom, kein WLAN …) auskommen. Die gegenseitige "Abhängigkeit" erkennen, Zusammenhalt erleben, reale Probleme gemeinsam lösen. Freundschaften schließen, Solidarität erleben - das soziale System, in dem sich ein Mensch bewegt, beeinflusst unsere soziale Entwicklung maßgeblich.
Methoden:
Gemeinsam lagern, kochen, den Alltag bewältigen, gemeinsam Geländespiele/Schnitzeljagd/Ortserkundung machen, wandern, fremde Länder und Kulturen kennenlernen ...
Die Wunder der Natur kennenlernen und entdecken! Die Lebenszyklen der Tier- und Pflanzenwelt und ihre Abhängigkeit zur Menschheit verstehen; die Wetterstimmungen und Wolkenformationen auf sich wirken lassen und aufnehmen. Zeit haben, um auf innere Fragen nach Antworten zu suchen. Die spirituelle Entwicklung ist eine sehr persönliche Sache, die wir nicht beeinflussen oder steuern sollten. Trotzdem oder gerade deswegen sollten unsere Angebote vielfältig sein, um genug Freiraum zu bieten. Ein offener Geist ermöglicht einen Zugang zu den eignen spirituellen Wurzeln.
Methoden:
Einen Spaziergang in der Natur machen, Tiere beobachten, den Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang anschauen, Wolkenbilder zeichnen, Sterne bestimmen, ein Sinneskim machen, etwas anpflanzen und wachsen sehen ...
"Lebensraum Natur" als eines der sieben Elemente der PfadfinderInnenmethode, ist mit allen anderen Elementen vernetzt und hat beispielsweise zentrale Bedeutung für die "Persönliche Weiterentwicklung" der Kinder und Jugendlichen. Unser "Teamsystem" bietet die nötige Sicherheit den Lebensraum Natur mit der Kleingruppe zu erleben. Die "Unterstützung durch Erwachsene" ist situativ angepasst extrem wichtig und "Learning by Doing" funktioniert am besten draußen in der Natur.
Zusammenfassend: Der Lebensraum Natur ist ein weites Feld. Es ist gut, dir als LeiterIn ein Ziel zu setzen, was die Kinder und Jugendlichen erleben und erfahren sollen. Offen ist jedoch, was sie tatsächlich daraus mitnehmen und in welchem Bereich sie Entwicklungsschritte machen!
Quellen:
Wichtel und Wölflinge
Bei den WiWö gibt es nicht "die" Methoden, um den Lebensraum Natur für die Kinder erlebbar und spürbar zu machen. Aber viele Methoden sind - gegebenenfalls mit leichten Adaptierungen - sehr gut draußen in der Natur umsetzbar. Viele Methoden werden normalerweise in natürlicher Umgebung durchgeführt.
Unterlagen:
Guides und Späher
"Lebensraum Natur" ist ein wesentlicher Bestandteil der Methoden "Hike" und "Lager". Natürlich kann Natur erleben in anderen Programmmethoden Platz finden, das muss aber bewusst eingeplant werden.
Unterlagen:
Caravelles und Explorer
Die Stufenmethoden "Lager", "Spiel", "Überstellung", Versprechen", "Unternehmen" (je nach Input), "Freizeit" und diverse "Aktionen (wie Hike ...)" können und werden oft im Lebensraum Natur eingesetzt, um die Bearbeitung der Entwicklungsaufgaben bestmöglich zu unterstützen.
Unterlagen:
Ranger und Rover
Bei den RaRo kann jede Methode im Lebensraum Natur platziert werden. Oft werden nachfolgende Methoden in natürlicher Umgebung angewendet: "Wache", "Lager", Überstellung", Aufbruch", "Versprechen, Versprechenserneuerung", "Landesaktion", "Bundespfingsttreffen", sowie je nach Thema "Runden-/Rottenalltag", "Heimstunde", "Projekt" und "Aktion".
Unterlagen:
Weitere (internationale) Behelfe: