Fachwissen für LeiterInnen

Kommunikation

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Geändert: 18. Oktober 2017, 13:46   Nutzer/in: Gerald Stockinger  → Nutzerbild von Gerald Stockinger

Kommunikation

Kommunikation findet in einer PfadfinderInnengruppe auf vielen Ebenen statt. Mit den Kindern und Jugendlichen, im Gruppenrat, mit den PfadfinderleiterInnen und bei Gesprächen mit Eltern. Du bemühst dich um ein gutes Gesprächsklima und dennoch kommt vielleicht immer wieder das Gefühl auf, hier wird an der Sache vorbeigeredet, dort wird gar nicht zugehört, von anderem geredet und/oder auf Details eingegangen, obwohl der große Überblick noch nicht gegeben ist.

Ohne Kommunikation geht es nicht!

Wenn du zu einem/einer deiner MitleiterInnen etwas sagst, kannst du keinesfalls sicher sein, dass diese Botschaft bei deinem Gegenüber auch in deinem Sinne angekommen ist. Eine der Grundregeln der Kommunikation lautet, dass den Inhalt einer Aussage vor allem auch der/die EmpfängerIn bestimmt.

Nun sollte man meinen, die gemeinsame Sprache würde keine "Missverständnisse" aufkommen lassen. Aber weit gefehlt! Wenn wir einen Begriff verwenden, dann haben wir davon eine ganz bestimmte Vorstellung, all diese Eindrücke verdichten wir in einem Wort, z.B.: Tisch. Dieses Wort nimmt unser/e GesprächspartnerIn auf und füllt es wieder mit all seinen/ihren Erfahrungen und Vorstellungen. Der Tisch des Senders/der Senderin war vielleicht ein einfacher Küchentisch, braun, mit wackeligen Beinen; der Tisch des Empfängers/der Empfängerin gleicht eher einem Trapeztisch in einem Seminarraum.

Dazu kommt noch, dass jede Aussage sich zumindest auf drei Ebenen bewegt:

  • die Sachebene
  • die Gefühlsebene
  • die Beziehungsebene

Damit zwischenmenschliche Kommunikation funktioniert, braucht es?

  • eine Klärung der Begrifflichkeit (damit wir vom selben reden!)
  • das Erkennen der Befindlichkeit
  • die Fähigkeit aller GesprächspartnerInnen, sich klar auszudrücken und gut zuzuhören

Die vier Seiten einer Nachricht (nach Schulz von Thun)

Kommunikation_4 Seiten der Nachricht.jpg

Eine Nachricht kann daher folgende 4 Aspekte beinhalten:

Sachaspekt

Wie kann ich Sachverhalte klar und verständlich mitteilen?

Beziehungsaspekt

Wie behandle ich meine Mitmenschen durch die Art meiner Kommunikation? Je nachdem, wie ich sie anspreche, bringe ich zum Ausdruck, was ich von ihnen halte. Entsprechend fühlt sich der/die andere entweder akzeptiert und vollwertig behandelt oder aber herabgesetzt, bevormundet oder nicht ernst genommen.

Selbstoffenbarungsaspekt

Wenn eine/r etwas von sich gibt, gibt er/sie auch etwas von sich – dieser Umstand macht jede Nachricht auch zu einer "Kostprobe" der Persönlichkeit des Senders/der Senderin.

Appellaspekt

Wenn eine/r etwas von sich gibt, will er/sie in der Regel auch etwas bewirken (Einfluss, Manipulation, ...).

Die 4 Ohren des Empfängers / der Empfängerin

Kommunikation_4 Ohren.jpg

Genauso wie der/die SenderIn "mit vier Schnäbeln" spricht, hört der/die EmpfängerIn die Nachricht mit "vier Ohren". Jedes Ohr steht wieder für den Sachaspekt, den Selbstoffenbarungsaspekt, den Beziehungsaspekt und den Appellaspekt der Nachricht.

Ein konkretes Beispiel aus dem Alltag

Koummunikation_Auto.jpg

Sachinhalt (oder: Worüber ich informiere)

Zunächst enthält die Nachricht eine Sachinformation. Immer, wenn es um die Sache geht, steht diese Seite der Nachricht im Vordergrund – oder sollte zumindest.? Im Beispiel erfahren wir etwas über den Zustand der Ampel.

Selbstoffenbarung (oder: Was ich von mir selbst kundgebe)

In jeder Nachricht stecken nicht nur Informationen über die mitgeteilten Sachinhalte, sondern auch Informationen über die Person des Senders/der Senderin.?Dem Beispiel können wir entnehmen, dass der Sender offenbar deutschsprachig und vermutlich fahrtüchtig ist, überhaupt dass er wach und innerlich dabei ist. Ferner: Dass er es vielleicht eilig hat usw.

Beziehung (oder: Was ich von dir halte und wie wir zueinander stehen)

Aus einer Nachricht geht ferner hervor, wie der Sender/die Senderin zum Empfänger/zur Empfängerin steht, was er/sie von ihm/ihr hält. Oft zeigt sich dies in der gewählten Formulierung, im Tonfall und anderen nonverbalen Begleitsignalen. Für diese Seite der Nachricht hat der Empfänger/die Empfängerin ein besonders empfindliches Ohr, denn hier fühlt er/sie sich als Person in bestimmter Weise behandelt (oder misshandelt).

In unserem Beispiel gibt der Mann durch seinen Hinweis zu erkennen, dass er seiner Frau nicht recht zutraut, ohne seine Hilfe den Wagen optimal zu fahren. Möglicherweise wehrt sich die Frau gegen diese "Bevormundung" und antwortet barsch: "Fährst du oder fahre ich" - wohlgemerkt: Ihre Ablehnung richtet sich in diesem Fall nicht gegen den Sachinhalt (dem wird sie zustimmen!). Sondern ihre Ablehnung richtet sich gegen die empfangene Beziehungsbotschaft!

Appell (oder: Wozu ich dich veranlassen möchte)

Kaum etwas wird "nur so" gesagt – fast alle Nachrichten haben die Funktion, auf den Empfänger/die Empfängerin Einfluss zu nehmen. Die Nachricht dient dazu, den Empfänger/die Empfängerin zu veranlassen, bestimmte Dinge zu tun oder zu unterlassen, zu denken oder zu fühlen. Dieser Versuch, Einfluss zu nehmen, kann mehr oder minder offen oder versteckt sein – im letzteren Fall sprechen wir von Manipulation.

In unserem Beispiel lautet der Appell vielleicht: "Gib ein bisschen Gas, dann schaffen wir es noch bei Grün!"

Die Ebenen der Kommunikation

Genauso wie sich Kommunikation nicht nur auf die Ebene des gesprochenen Wortes reduziert, kann man Kommunikation auch nicht auf die Ebene der Weitergabe von Sachinformation reduzieren. Du kannst zwischen drei Ebenen der Kommunikation unterscheiden:

SachebeneKommunikation_Ebenen.jpg

  • die Inhalte, um die es gerade geht
  • notwendige "objektive" Informationen und Argumente
  • auch Beurteilungen für die Messbarkeit von Kompetenz
  • konkretes Arbeitsinteresse

Gefühlsebene

  • die eigenen Erfahrungen, Gefühle, Assoziationen
  • die Wünsche des/der einzelnen in Bezug auf die Sachebene
  • auch seine/ihre Lebensgeschichte und sein/ihr individueller Wachstumsprozess
  • die inneren Konflikte

Beziehungsebene

  • die Möglichkeit der Selbsterfahrung und der Experimente, die ich in und mit einer Gruppe hier und jetzt tun kann
  • das Klima in der Gruppe
  • der Stil der konkreten Zusammenarbeit
  • die Gefühle, Einstellungen und Vorurteile den anderen Gruppenmitgliedern gegenüber

Das Bild des Eisberges soll verdeutlichen, dass die "Ebenen unter Wasser" oft übersehen, verdrängt oder gering geschätzt werden, was unweigerlich zu Kommunikationsstörungen führt.

Quellen

  • Schulz von Thun, Friedemann: Miteinander Reden 1 – Störungen und Klärungen. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg, 2010
  • Schulz von Thun, Friedemann: Miteinander Reden 2 – Stile, Werte und Persönlichkeitsentwicklung. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg, 2010
  • Schulz von Thun, Friedemann: Miteinander Reden 3 – Das "Innere Team" und situationsgerechte Kommunikation. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg, 2013

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