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Geändert: 29. April 2021, 14:51 Nutzer/in: Brigitte Stockinger-Hofer →
Geschlechterbezogenes Arbeiten heißt, auf die Bedürfnisse von Mädchen und Buben gleichermaßen zu schauen, sowie Möglichkeiten zu schaffen, die eigene Identität zu entdecken und auszuleben - in koedukativen Umwelten ebenso wie in Freiräumen mit getrennt geschlechtlichen Aktivitäten. Als LeiterIn bist du Vorbild für die Heranwachsenden - deine gelebte Geschlechtsidentität, euer Umgang im Leitungsteam, deine Aussagen und Handlungen werden von den Kindern und Jugendlichen beobachtet und als Normen interpretiert. Geschlechterbezogen zu arbeiten heißt, dir deiner Vorbildfunktion bewusst zu sein und sowohl das herrschende sozial konstruierte Rollenbild als auch dein eigenes Rollenverhalten immer wieder kritisch zu hinterfragen.
Geschlechterbezogenes Arbeiten als Teil des pädagogischen Konzepts der PPÖ umfasst drei wesentliche Handlungsaufträge:
Die Mission der Pfadfinder*innenbewegung ist getragen vom Willen, junge Menschen zu unterstützen, ihr ganzes Potenzial zu entfalten. Wir wollen den uns anvertrauten Kindern und Jugendlichen bei der Bearbeitung ihrer Entwicklungsaufgaben Unterstützung bieten.
Kinder und Jugendliche müssen ein unbelastetes Geschlechtsbild entwickeln dürfen und brauchen dazu sowohl stereotypische als auch untypische Angebote. Geschlechterbezogene Pädagogik vergrößert und erhöht ihre Möglichkeiten bei der Ausgestaltung des sozialen Spielraums. Ein vielseitiges Spektrum von Geschlechterrollen erhöht den Handlungsspielraum bei der Begegnung mit anderen, bei der Toleranz gegenüber anderen und der eigenen Interpretation von Mann, Frau, Mensch sein und führt insgesamt zu einem offeneren Welt- und Wertebild.
Geschlechterbezogenes Arbeiten hat zwei Voraussetzungen: Erstens, die Ausbildung einer entsprechenden Werthaltung der PPÖ sowie der engagierten Erwachsenen und zweitens, den Erwerb von "Genderkompetenzen".
orientiert sich an den folgenden Annahmen:
Die Geschlechtsidentität ist das grundlegende Selbstverständnis der Menschen davon, wer sie als geschlechtliche Wesen sind. Sie umfasst das biologische, das soziale, das psychische Geschlecht sowie die sexuelle Orientierung.
Koedukation ist die gemeinsame Bildung und Erziehung von Mädchen und Burschen. Bei den PPÖ wurde sie mit dem Zusammenschluss des Mädchen- und Bubenverbands in der Verbandsordnung der PPÖ verankert (neben der Möglichkeit, Gruppen getrennt und kooperativ zu leiten), um ein gemeinsames Lernen auf Basis des Besten beider PfadfinderInnenwelten (WAGGGS und WOSM) zu ermöglichen.
In der Geschichte der Pädagogik sahen viele mit Einführung der Koedukation das Problem der Benachteiligung von Mädchen gelöst. Diese Haltung wurde mehrheitlich in den letzten Jahren und Jahrzehnten aufgelöst, zugunsten eines gemäßigten Ansatzes, der für Mädchen und Jungs sowohl gemeinsame als auch getrennte Angebote vorsieht. Das PPÖ-Konzept sieht dazu die Stärkung und Verbesserung der bisherigen Möglichkeiten durch (parteiliche) Mädchen- und Burschenarbeit vor.
Buben- und Burschenarbeit versucht, die männlichen Kinder und Jugendlichen mit ihren Problemen zu verstehen, sie in ihrer Persönlichkeit zu festigen und zu stützen. Ziele sind, die individuelle soziale Handlungskompetenz zu erweitern, sich selbst und andere mit allen Stärken, Schwächen und Problemen annehmen zu können und das dafür notwendige positive Selbstwertgefühl zu entwickeln. Buben können in der Gruppe erfahren, dass ihr "Scheitern" nicht ein individuelles Versagen ist, sondern dass alle Buben ähnliche Probleme haben - das entlastet. Zudem wird dadurch das traditionelle Männerbild vom Einzelkämpfer aufgeweicht. Das PPÖ-Konzept fordert Burschenarbeit im Rahmen von geschlechtsspezifischen und genderkritischen Angeboten, was viel Aufmerksamkeit bei den LeiterInnen braucht.
Für deine Arbeit in der Stufe bedeutet es unter anderem:
Burschenarbeit versucht, Buben in ihrer Entwicklung so zu stärken, dass es ihnen möglich ist, das bestehende Gesellschaftsbild zu begreifen, und befähigt sie, dieses für sich zu interpretieren und aktiv neu zu gestalten.
Mädchenarbeit richtet sich spezifisch an den Lebenslagen von weiblichen Kindern und Jugendlichen aus und unterstützt sie bei der Entwicklung von Selbstständigkeit und Selbstbewusstsein.
Das PPÖ-Konzept erfordert Mädchenarbeit im Rahmen von geschlechtsspezifischen und genderkritischen Angeboten, was viel Aufmerksamkeit bei den LeiterInnen braucht.
Für deine Arbeit in der Stufe bedeutet es unter anderem:
Parteiliche Mädchenarbeit bemüht sich, Mädchen zu stärken, sich nicht den bestehenden, männlich dominierten Gesellschaftsverhältnissen unterzuordnen, sondern diese zu verstehen, zu interpretieren und aktiv mitzugestalten.
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