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Gefahren- und Risikovermeidung

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Geändert: 29. September 2018, 22:05   Nutzer/in: Gerald Stockinger  → Nutzerbild von Gerald Stockinger

Gefahren- und Risikovermeidung

Unter Risikomanagement versteht man das Erkennen von Risiken, die aufgrund bestimmter Aktionen eintreten können, sowie deren Vermeidung. Denn alles, was du mit den dir anvertrauten Kindern oder Jugendlichen machst, birgt immer Risiken. Und diese gilt es zu erkennen, zu vermeiden bzw. die Wahrscheinlichkeit, dass sie eintreten, so gering wie nur irgendwie möglich zu halten. Das Gleiche gilt natürlich auch für jede Aktion, die du mit Erwachsenen durchführst: Egal, ob es sich dabei um deine MitleiterInnen handelt, um Eltern oder externe Personen. Um das zu verdeutlichen, gibt es eine sogenannte Risikoanalyse.

Elemente der Risikoanalyse

Um das Eintreten von Gefahren bzw. Risiken bewusst zu vermeiden, gibt es die Risikoanalyse. Diese ermöglicht es dir, bei jeder (wenn auch noch so kleinen Aktion) zu überlegen, was alles Negatives eintreten kann, wie hoch die Wahrscheinlichkeit dafür ist und welche vorbeugende Maßnahmen du setzen kannst, um das zu verhindern oder den Schaden klein zu halten. Dafür gibt es eine Risikomatrix, die aus sechs Spalten besteht (siehe Grafik).

Risikoanalyse

1. Benennen einer Aktion:
Überlege dir, für welche Aktion du eine Risikoanalyse machen möchtest. Um das Ganze zu üben, nimm dir einmal ein leichtes Thema vor, wie z.B. "Feuer machen".

2. Identifikation der Risiken:
Hierbei listest du auf, was bei der Aktion alles schiefgehen kann.

  • Verletzung mit der Axt
  • Schnittverletzung
  • Verbrennungen
  • Waldbrand
  • Kein trockenes Holz vorrätig
  • Etc.

Liste wirklich alles auf, was dir einfällt – es gibt kein "Zuviel", aber definitiv ein "Zuwenig"! Denn oft sind es jene Dinge, mit denen man am wenigsten rechnet, die die meisten Auswirkungen haben!

3. Abschätzen der Eintrittswahrscheinlichkeit:
Hierbei musst du dir zu jedem oben angeführten Risiko überlegen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass es eintritt. Hierfür schreibst du daneben hin, ob die Wahrscheinlichkeit hoch, mittel oder niedrig ist.

4. Bewertung der Auswirkungen/Tragweite:
Hier überlegst du dir nun, welche Auswirkung es hat, wenn die Gefahr wirklich eintritt. Auch hier hast du die Einstufung hoch, mittel und niedrig zur Auswahl.

5. Identifikation möglicher Ursachen:
Überlege dir, was nötig wäre, damit die Gefahr eintritt. Z.B. bei Verletzungen mit der Axt könnte das bedeuten, dass die Axt zu stumpf war oder aber ein Neuling ohne Einschulung damit hantiert hat.

6. Planung vorbeugender Maßnahmen:
Wenn du auf die Ursachen aus dem letzten Schritt zurückblickst: Was kannst du jeweils tun, um die Ursache zu vermeiden oder das Risiko zu reduzieren? Zum Beispiel bezüglich der "Verletzungen mit der Axt", könnte das bedeuten, Werkzeuge regelmäßig zu warten.

7. Festlegen von Verantwortungen und Terminen:
Wenn du dann alle anderen Spalten für alle eventuellen Gefahren niedergeschrieben hast, kümmerst du dich am Schluss um die letzte Spalte. Da musst du schauen, dass bei jedem Punkt eine verantwortliche Person steht, die für die Gefahrenvermeidung zuständig ist. Und natürlich muss es dafür auch eine Deadline geben – denn sonst passiert erfahrungsgemäß nichts.

Wenn du darin dann einmal Übung hast, musst du künftig auch nicht immer diese Tabelle hernehmen und es schriftlich festhalten. Wichtig ist es nur, dass du dir jedes Mal aufs Neue Gedanken zu jeder Aktion machst und nichts als gegeben hinnimmst.

Denke daran, dass du Risiken immer wieder gemeinsam mit deinem Team besprichst und ihr eure Einschätzungen der nötigen Maßnahmen teilt. Hole dir auch Ratschläge von erfahrenen LeiterInnen und besprecht eure Erfahrungen. Versuche dein Handlungsspektrum laufend zu erweitern, aber scheue dich auch nicht davor, einmal "NEIN" zu einer Aktivität zu sagen. Nicht alle Menschen stufen Risiken gleich ein, gehe aber auch bei unterschiedlichen Sichtweisen im Team nie über deine persönlichen Grenzen.

Trotz allem kann es einmal passieren, dass etwas Unvorhergesehenes eintritt – nicht die Nerven verlieren und nach bestem Wissen und Gewissen handeln! Und dann spricht man nicht mehr von einem Risiko, sondern von einer Krise. Dazu aber mehr in einem anderen Kapitel.

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